Ich kann gar nicht genau sagen, wann alles begann.

Wann dieser Wunsch zum ersten Mal in mir aufkam, segeln zu wollen. Eigentlich nicht so furchtbar naheliegend für einen Flachlandtiroler aus dem Rhein-Main-Gebiet.

Und dann ist sie plötzlich da: diese Fantasie. Der fixe Gedanke: „Wie wäre es wohl, ein eigenes Boot zu haben?“.

Aber mal ganz von vorne

Mein Vater war begeisterter Segler. Er fuhr jahrelang regelmäßig mit seinem besten Freund und Skipper entweder nach Griechenland oder auf die Ostsee. Segeln. Damals für mich unbekanntes Terrain, hatte ich doch vorher nie Berührung mit Wassersport. Immer wenn er von seinen Törns nach Hause kam, erzählte er in seiner typischen, recht zurückhaltenden Weise von seinen Erlebnissen und wir schauten uns dann auch die Videos an, die während seiner Törns entstanden waren.

Toll fand ich das schon. Damals. Aber eine solche Reise wäre seinerzeit für mich überhaupt nicht erschwinglich gewesen. Mein Vater bezeichnete Segelreisen gerne auch als „Die teuerste Art, unbequem zu Reisen“.

Ich habe es nie geschafft, mit ihm gemeinsam eine Segelreise zu unternehmen, aber die Leidenschaft, die er für diese Art von Auszeit verspürte, hat auf mich abgefärbt. Ich wollte irgendwann mal erfahren wie das wohl wäre, nur vom Wind, ohne Motor oder andere Hilfsmittel über das Meer zu gleiten. Länder und Regionen von der Küste aus zu erobern.

2009 starb mein Vater. Plötzlich und unerwartet. Und sein Wunsch war es, seine Asche in Griechenland vor der Insel Milos ins Meer zu streuen.

Als die Seebestattung vorüber war und wir wieder in Deutschland zurück waren, keimte in uns die Idee, ein letztes Mal die alte Segelcrew zusammen zu trommeln und einen Törn in die Ägäis zu unternehmen, um die Stelle im Meer vor Milos zu besuchen.

Erste Berührung mit dem Thema

Meine erste Segelerfahrung fand also auf einer Bavaria 42 im griechischen Mittelmeer statt. Zu fünft gingen wir in Athen an Bord des Charterschiffs, das unser Skipper bei einem bekannten Charterer gebucht hatte.

Die Übergabeprozedur dauerte über eine Stunde, in der unser Skipper und sein 1WO (so nannten wir Frank, der nach unserem Skipper die meiste Segelerfahrung hatte) das ganze Schiff auf Herz und Nieren prüften und alle Einrichtungsgegenstände, Zubehörteile und überhaupt alles genau protokollierten. Ich erfuhr, daß es dann bei der Übergabe nach dem Törn nicht zu Missverständnissen käme und Schäden, die vielleicht jetzt schon an der Yacht vorhanden wären, nachher nicht zu unseren Lasten gingen.

Mehr oder weniger geduldig wartete der Rest der Crew am Anleger. Schliesslich war die Begehung des Schiffs zusammen mit dem Vercharterer beendet und wir konnten los fahren. Wir ahnten zu diesem Zeitpunkt nicht, daß wir den entscheidenden Schritt zu einem gelungenen Törn ausgelassen hatten. Zu froh waren wir, das es jetzt endlich los ging.

Der Segelvirus schlägt zu

Ich glaube das war der Zeitpunkt, an dem mich das Segelvirus packte. Und das, obwohl die Bedingungen nicht wirklich ideal waren: zehn Tage fuhren wir fast ausschließlich unter Motor. Kein Lüftchen regte sich. Zehn Tage fast durchgehend Flaute. Unglaublich.

Und trotzdem: Ich ahnte, wie es wäre, die Segel hochzuziehen und mit dem Wind über das Meer zu fliegen.

Später, kurz vor Ende unseres Törns, fragten wir uns, warum uns der griechische Wettergott wohl so ignorierte. Und während des Abendessens und des einen oder anderen Bierchens in einer griechischen Taverne kamen wir auf die Antwort: Wir hatten vergessen, Poseidon vor dem Antritt des Törns einen Ouzo zu opfern! Was für ein Fauxpas! Ein Fehler, der mir in Zukunft nicht mehr passieren würde!

Als wir schließlich wieder in Athen ankamen und die Heimreise antraten war mir auf jeden Fall klar: Das war nicht mein letzter Törn! Das will ich noch mal machen!

Ich war infiziert und die Reise hatte begonnen!

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