Hier geht Eric mit dem Journalisten und Gründer von SegelBlogs Hinnerk Weiler in die zweite Runde des Interviews.
Nachdem es im ersten Teil um Hinnerks Weg zum Segeln und seine Reisen auf der Ostsee, über den Atlantik und auf dem Great Loop quer durch die USA ging, sprechen wir heute über
- Späße mit der amerikanischen Zollbehörde
- das vorläufige Ende der großen Reise – und deren Fortsetzung
- Paulinchens Suche
- Hinnerks Lieblings-Revier
- den wichtigsten Gegenstand auf seinem Schiff
- und wie ein abgerissener Traveller ihn in ernste Schwierigkeiten brachte
Nachdem sich im Verlauf der Reise einige Baustellen angesammelt hatten, die am Schiff repariert werden mussten, entschloss ich mich zu einer Pause in Florida. In Fort Myers wollte ich die Hurrican-Saison abwarten und währenddessen alles reparieren.
Cruising Permit
Wohingegen es in Europa recht einfach geregelt ist, gilt in den USA für Segler das Cruising Permit, das die Dauer des Aufenthalts regelt. Und das mich vorübergehend dazu berechtigt, mein Schiff in die USA einzuführen, ohne es zu versteuern. Dieses Dokument gilt ab dem Datum der Ausstellung für ein Jahr. Eine der Bedingungen für die Ausstellung des Cruising Permits ist allerdings, die Custom Border Protection über jeden Ortswechsel in Kenntnis zu setzen.
Die Gültigkeitsdauer war beim ersten Mal kein Problem: als ich seinerzeit von den kanadischen Great Lakes wieder in die USA einreiste, beantragte ich einfach ein neues Cruising Permit und durfte also wieder ein weiteres Jahr hier bleiben. Das geht bereits nach 14 Tagen Aufenthalt außerhalb der USA!
Doch wohin jetzt?
Das war jetzt nicht mehr so einfach: es war gerade kurz vor der Hurrican-Saison. Kein guter Zeitpunkt, von Californien nach Mexiko zu segeln, um zwei Wochen außer Landes sein zu können. Oder eben in den nächstgelegenen Hafen: Havana, Cuba!
Diese Lage schilderte ich auch den beiden Officers der Custom Border Protection am Flughafen von Fort Myers. Nach einigem Hin und Her ließen sich die Beamten erweichen und ich erhielt die Erlaubnis, bis zum Ende der Hurrican-Saison an meiner Muring-Boje zu bleiben. Aber nur da! Und danach durfte ich nur geradewegs außer Landes fahren, ohne noch einen weiteren US-Hafen anzulaufen.
Ich hatte also nun Zeit gewonnen und konnte alle Reparaturen in Ruhe durchführen und dann mit meiner mittlerweile angereisten Freundin die Reise nach Cuba, Mexico, Belize und schlußendlich Panama fortsetzen.
Paulinchen liegt in Panama
Im weiteren Verlauf der Reise tauchten dann weitere Baustellen am Boot auf. Panama ist allerdings nicht der ideale Ort für ausgedehnte Schiffsreparaturen. Und unsere Reisekasse war nun auch so weit geschrumpft, daß eine Fortsetzung der Reise erst mal aufgeschoben werden musste.
…und sucht einen neuen Eigner!
Die Zeit, die wir seit den USA gemeinsam auf Paulinchen verbrachten hat eine weitere Schwierigkeit hervorgebracht: Sie ist für zwei Personen auf Langfahrt mitsamt deren komplettem Gepäck, Ausstattung, Proviant und allem Notwendigen schlicht zu klein! Zumal für die nächsten Etappen über den Pazifik eher noch mehr Proviant notwendig wäre.
Es muss also zur Fortsetzung der Reise ein größeres Schiff mit mehr Stauraum her. Und für Paulinchen suchen wir gerade einen neuen Besitzer, der sie so nutzen möchte, wie es für dieses Boot besser passt.
Pause
Die Zwangspause in Panama haben wir gut genutzt: mittlerweile haben wir geheiratet und leben zwischenzeitlich in der Schweiz. Hier schmieden wir die Pläne für die Weiterfahrt und suchen nach unserem neuen Schiff.
So sitze ich also hier unter einer hellen 240V-Glühbirne, mit zuverlässigem WLAN, Strom aus der Steckdose und ausreichend Platz. Eine ganz andere Welt, in die wir hier zurück gekommen sind. Auch emotional.
Das Arbeiten von unterwegs beschert mir eine Flexibilität im Arbeiten, die mir nach dem Wechsel aufs Festland zugute kommt. Für die Ersatzdroge „Segeln“ nutze ich Gelegenheiten zum Mitsegeln, z.B. auf die Lofoten, die ich erst vor Kurzem zum ersten Mal besucht habe: mit der Roland von Bremen war ich am Polarkreis!
Die SegelnBlogs
Die Zeit, die mir unsere Reisepause beschert hat, nutze ich jetzt, um gemeinsam mit meinem Freund Peter unser Online-Projekt, die SegelnBlogs voran zu bringen.
Hier vereint sich ein Blog-Netzwerk und ein Segelmagazin. Unser Anliegen ist es, segelnden und reisenden Bloggern eine einfache und leicht bedienbare Plattform zu geben, auf der beispielsweise auch Karten und Routen leicht dargestellt werden können. Wir kümmern uns um die Technik, Du kannst Dich auf Deine Geschichte konzentrieren.
Deine eigene Position direkt in den Blog
Die Kombination von Blognetzwerk, Magazin und wachsender Community macht SegelnBlogs zum idealen Zuhause für Deine Art vom Segeln zu berichten.
Hier kannst du mit Videos, in Bildern und Text über alle Dinge direkt von Deinen Reisen erzählen. Drehe doch einfach einen kleinen Film und lasse uns an den schönsten Stunden auf See teilhaben
Und wo wir schon dabei sind, können wir auch gleich noch mal schauen, was in der Szene so passiert. Und so wird SegelnBlogs jetzt noch von einem Online-Fahrtensegel-Magazin ergänzt.
Hast auch Du etwas zu erzählen?
Aktuell suchen die SegelnBlogs noch Leute, die Lust haben, an diesem Projekt auch redaktionell mitzuarbeiten.
Deine themenbezogenen Beiträge und Berichte können schon bald das Onlinemagazin ergänzen! Gerade im Bereich Technik, Gadgets und Segel-Lifestyle suchen wir jemanden, der sich berufen fühlt!
Welches ist Dein Lieblingsrevier?
Tja, wer hätte das gedacht? Das klingt vielleicht total absurd und er eine oder andere wird vielleicht sagen: „Oh mann, nicht schon wieder diese Leier!“ Aber nach all dem, was ich so gesehen habe bis jetzt, sehne ich mich sehr zurück in die Ölands und an die schwedische Ostküste.
Das ist sicher nicht das tollste Revier, was Palmen und weiße Strände angeht, aber es ist einfach sehr, sehr einfach. Ein Revier zum totalen Entspannen. Es ist aber auch Abenteuer und Sachen entdecken. Das fordert Dich geistig. Zum Abschalten und einfach mal runterfahren finde ich Schweden und die Ölands einfach großartig!
Was wäre Dein Traum-Schiff?
Ehrlich? Wenn ich so über die klassischen Bootsmessen gehe, ist es eher selten, das mir das Herz höher springt. Tatsächlich tut es das eher bei klassischen Exploration-Schiffen. Eigentlich mag ich mich im Moment gar nicht auf einen bestimmten Typen festlegen.
Mein Traum Schiff hat auf jeden Fall eine gewisse Charakteristik. Es hat zum Beispiel einen Steuerstand, von dem ich das Schiff auch noch bei -15°C bequem steuern kann, sprich: drinnen! Einfach deswegen, weil ich auch für mich persönlich etwa Spitzbergen und Feuerland als Ziele sehe.
Letztendlich spielen die berühmten drei Faktoren eine Rolle:
- Das, was da ist.
- Das, wofür das Geld reicht und
- das wo ich sage: „Wow. Das ist es!“
Was ist Dein Lieblings-Gegenstand auf dem Schiff?
Das kommt auf’s Revier an:
Ich würde ungern noch mal ohne Watermaker starten. Der hat mir das Leben in vielen Augenblicken und Momenten sehr erleichtert. Für die Ostsee halte ich den aber nicht unbedingt für wichtig.
Hier sind es eher diese kleinen Plastikklemmen, WD40, Klebeband und Kabelbinder. Die sind einfach für ALLES gut! Mit einem Kabelbinder kann man zum Beispiel durchaus auch mal eine Kerze am Kartentisch festmachen, damit sie bei Schwell im Hafen nicht umfällt.
Und überhaupt
Zum Thema Werkzeug: Ich bin dazu übergegangen, billiges Werkzeug zu kaufen und das gegebenenfalls häufiger mal zu ersetzen. Ich habe es nämlich oft genug erlebt, das ich bei überkommendem Schwell mit einer Kombizange an der Rollfock rumgebastelt hab. Und wenn ich mir dann nicht auch noch Gedanken über meinen 150,-€ teuren Schraubendreher machen muss, finde ich das extrem entspannend.
Ich habe also immer so ein Mini-Werkzeugset aus dem Discounter in meiner Ölzeug-Tasche. Und wenn das den Geist aufgibt, wird es ausgetauscht.
Hast Du eine Buchempfehlung für unsere Leser?
Hmja. Meine Buchempfehlung ist wohl ziemlich lame, denk ich mal, denn ich lese nicht sehr viele Segelbücher. Das hat nichts mit den Büchern an sich zu tun, sondern: ich lasse mich gerne überraschen! Und häufig ist es eben so, das man Orte, die andere ganz toll fanden eben nicht ganz toll findet!
Unter www.gluexpiraten.de/audiobooks bekommst Du fast alle Titel als Gratis-Hörbuch im kostenlosen Probeabo. Gleich hier ausprobieren!
Deswegen habe ich mir auf meiner Reise auch abgewöhnt, Segelbücher zu lesen über Reviere, wo ich dann wirklich auch mal hin möchte.
Ich bin dazu übergegangen, alte Reiseberichte zu lesen. James Cooks Reisen zum Beispiel finde ich im Moment extrem faszinierend. Die zeigen zwar auch eine Welt, wie sie nicht mehr wirklich existiert, aber man erwartet sie eben dann auch nicht mehr so.
Hast Du mal auf dem Schiff einen Fehler gemacht, aus dem Du gelernt hast?
Auf jeden Fall!
Das war eine Nachtfahrt am Ende meiner Ostseerunde mit Paulinchen. Ich fuhr damals mit achterlichem Wind durch einen Sund in Richtung Dänemark und ich musste Halsen um im Fahrwasser zu bleiben.
Zunächst war auch alles ganz entspannt. Ich hatte nur die Situation unterschätzt. Mit Groß im 1. Reff kam ich so an die 7,5 Knoten. Aus meinen Erfahrungen mit meiner Carina dachte ich mir: „Ach, das bisschen Halsen, das kriegen wir schon hin. Das mach ich mal ‚aus der Hand‘!“
Also hab ich den Traveller auf beiden Seiten aufgemacht und zog dann die Großschot von Hand auf die andere Seite. Das führte dazu, das der Traveller auf die andere Seite knallte und den Stopper abriss. So stand also der abgerissene Baum 90° quer zum Boot.
Zum Glück hat Paulinchen einen kräftigen Mast und starke Wanten die die Wucht des Aufpralls abbekamen. Hier wurde mir sehr schnell der Unterschied eines Manövers auf einem 20 Fuß Schiff gegen das auf einer größeren Fahrtenyacht bewusst.
Was würdest Du jemandem empfehlen, der mir dem Segeln anfangen möchte?
Aus heutiger Sicht würde ich sagen, der Weg, den ich damals gewählt habe, war ziemlich cool: Ich suche mir jemanden, der es kann und er Lust hat, sein Wissen weiterzugeben und das auch kann! Da gehört eine gewisse Portion Glück dazu.
Da bin ich tatsächlich auch ein großer Freund von Hand-gegen-Koje. Einfach mitsegeln und lernen, Kucken, blöde Fragen stellen. Und spätestens bei der vierten blöden Frage weißt Du, wie Dein Gegenüber tickt. Wenn der dann immer noch gut gelaunt ist, dann ist das derjenige, der Dir Segeln beibringt!
Und wenn man meint, man muss das haben, kann man den ganzen anderen Kram dann hinterher machen. Also Scheine, Lizenzen und so weiter.
Welchen letzten Tipp kannst Du unseren Hörern mitgeben?
Locker bleiben! Sicher passieren auf dem Wasser auch mal echt dramatische Dinge. Aber in den meisten Situationen im Leben ist „Locker bleiben“ der Schlüssel zum Erfolg!
Kontakt zu Hinnerk
Wer mit Hinnerk in Kontakt treten möchte, kann das auf einer seiner Webseiten tun:
- www.hinnerk-weiler.de Hinnerks persönliche Seite. Journalist, Fotograf, Korrespondent zur See.
- www.segelnblogs.de Das Onlinemagazin und Treffpunkt vieler Segelblogger. Mehr dazu in der nächsten Folge.
- www-paulinchen-worldwide.de Die Seite über seine Reise mit Paulinchen über den Atlantik, quer durch die USA. To be continued.
- oder bei Facebook
- kurz nach unserem Interview hat Hinnerk nun auch seinen eigenen Podcast, das SegelRadio, nach längerer Pause wieder fortgeführt. Hier gibt es jetzt wieder regelmäßig Hörfutter zum Mitnehmen!
Und ganz aktuell:
Am 01. Februar 2017 um 20:30 Uhr wird Hinnerk bei Globetrotter in Hamburg einen Vortrag über seine USA-Reise halten! Wer Lust hat, ihn persönlich kennenzulernen hat dort eine prima Gelegenheit!
Wer im Januar die Messe BOOT in Düsseldorf besucht, wird Hinnerk dort ebenfalls im Bühnenprogramm finden! Die genauen Termine stehen noch nicht fest, werden aber auf der Messe-Homepage veröffentlicht!
Den ersten Teil des Interviews mit Hinnerk Weile findest Du hier!
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Fotos: © Hinnerk Weiler / WikiImages @ Pixabay.com
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