Donnerstag, 18.02.2016, 15:00 Uhr
Manchmal passieren Dinge…
Da ist man kurz vor dem Ziel und dann so was: Gestern war ich mit dem Zug unterwegs nach Les Sables-d’Olone. Um zwanzig vor elf sollte der Zug ankommen. Dann schnell noch rüber in den Hafen laufen und ab auf’s Schiff.
Doch es kam irgendwie anders: in akuter Ermangelung von Sprachkenntnissen in Französisch verstand ich die Ansagen im Zug nicht so richtig. Heute bin ich sicher, es handelte sich um die etwa halbstündige Verspätung, die bis zur Ankunft entstanden wäre. Gutgläubig wie ich nun mal bin, hab ich also um zwanzig vor elf meinen Kram zusammen gepackt und bin an der Station, die wir bis da hin erreicht hatten ausgestiegen.
Ohne skeptisch zu sein. Einfach raus. Dem Ziel entgegen. Dachte ich.
Aus dem Bahnhof raus und Google Maps angeschmissen, um mir den Weg zum Hafen zeigen zu lassen. Da war aber kein Hafen. Beim besten Willen nicht.
Langsam wurde ich skeptisch.
Es stellte sich schließlich heraus, daß ich eine halbe Stunde zu früh ausgestiegen war und zwischen mir und meinem Ziel noch dreißig Kilometer lagen…
Das wäre ja nicht so schlimm… Nachmittags. Nachts sieht die Sache etwas anders aus. Da sich also keine Zugverbindung und noch nicht mal ein Taxi organisieren ließen, beschloss ich, mich in einem Hotel einzuquartieren und am Morgen weiter zu fahren.
Das hatte immerhin den Vorteil, daß ich morgens noch mal in den Genuss einer vollwertigen Dusche und eines Frühstücksbüffets kam.
Heute Morgen ging es dann mit dem Zug bis nach Les Sables.
Schneeregen!
Richtig gelesen. Schneeregen und ein Wetter zum Weglaufen. Grau, nass, kalt, usselig. In dieser Suppe bahnte ich mir nun zu Fuß meinen Weg zum Yachthafen von Les Sables und eine halbe Stunde später erreichte ich endlich mein lange ersehntes Ziel: Ich war auf dem Kat und wurde von dem dreiköpfigen Team, das bereits seit gestern früh hier war in Empfang genommen.
Schnell hatten wir uns bekannt gemacht und ich stieg direkt mit in die Arbeit ein: Alle wichtigen Teile mussten mit Pappe oder Folie bezogen werden. Immerhin handelt es sich bei dem Schiff um eine zukünftige Charteryacht, die in Griechenland ihrem Besitzer übergeben werden soll.
Alle Polster wurden entfernt oder mit Frischhaltefolie überzogen. Den großen Tisch im Salon ziert nun eine Wellpappe-Topping. Alle Kanten und Geländer sind mit Schonern überzogen. Der Herd hat ein Alufolie-Krönchen bekommen. Alles so eingerichtet, das man zwar fahren kann, aber dennoch nichts zu Schaden kommt oder Gebrauchsspuren entstehen.
Am Vormittag waren noch Mitarbeiter des Yachthändlers da, die noch kleine Mängel beseitigten oder Einzelheiten an Geräten erklären sollten.
Dann gab es Mittagessen. Spaghetti und Rotwein aus der Tüte! In Frankreich, dem Land der Feinschmecker! Aber was soll ich sagen: Auf so nem Schiff schmeckt einfach alles. Das ist wie im Urlaub. Da isst man auch die seltsamsten Dinge, über die man zuhause die Nase rümpfen würde.
Während ich den Abwasch erledigte, ging Philippe nach dem Wetterbericht schauen.
Und kam mit einem recht langen Gesicht zurück.
30 Knoten sind zu viel
In den nächsten 24 Stunden wären 30 und mehr Knoten Wind in der Biskaya zu erwarten. Das wäre Windstärke 6 auf der Beaufort-Skala. Das ist ihm eindeutig zu viel.
Ich kann mir da keine Vorstellung machen. Zu wenig Erfahrung habe ich bisher mit dem Segeln auf offener See. Und zu viel habe ich noch zu lernen. Zum Beispiel, daß man als Segler eben den Elementen unterworfen ist. Und wenn der Wind nicht günstig steht, dann muss man eben warten, bis er wieder besser wird.
Also warten wir.
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