Schon seit einem Jahr, genauer: seit unserer letzten Teilnahme an der Hanseboot im Jahr 2016, planen wir diesen Besuch in Hamburg.

Schon vor einigen Monaten hat Babsi die Zugtickets gebucht und auch ein Zimmer per Airbnb für uns gefunden. Ähnlich wie im letzten Jahr, allerdings kamen wir da noch mit dem Auto. Das tun wir uns jetzt nicht mehr an!

Ein Wochenende sollte reichen, haben wir gedacht. Mal sehen ob sich das bewahrheitet.

Los geht’s

Also sitzen wir am Freitag, den 3. November 2017 um 0700 im vollkommen ausgebuchten ICE nach Hamburg. Babsi hat uns zum Glück Plätze reserviert.

Um 0530 hat der Wecker geklingelt. Früh. Aber wir wollen den heutigen Tag möglichst komplett mitnehmen. Immerhin fahren wir ja am Sonntag Abend zurück und haben soo viele Fragen und auch Aussicht auf ein paar Interviews für den Podcast.

Die Fahrt vergeht schnell. Die Landschaft fliegt mit bis zu 300 km/h an uns vorbei und pünktlich um 1030 erreichen wir den Bahnhof Hamburg Dammtor. Von hier sind es nur ein paar Schritte durch den Park bis zum Messegelände.

Dank unseres Blogs und des Podcasts nimmt uns die Hanseboot auf wie Journalisten und wir dürfen die Annehmlichkeiten der Presselounge nutzen: vernünftiger Kaffee, ein gutes Mittagessen zu einem annehmbaren Preis und die Möglichkeit, sich hierher zurückzuziehen, um in Ruhe zu arbeiten und Texte und Inhalte wie diesen hier zu verfassen.

Der Plan

Wir lassen unser Gepäck an der Garderobe und planen gemeinsam den ersten Messetag en Detail: die ausgelegten Handouts informieren die anwesende Presse, also auch uns, über die Neuheiten und Besonderheiten auf der Veranstaltung. Bei einem Kaffee studieren wir die Infos und bald ist klar: wir gehen erst mal los und verschaffen uns einen ersten Überblick. Geplant ist für die nächsten Tage:

  • Ein Besuch beim Millemari Verlag. Susanne Guidera, sie betreibt zusammen mit Thomas Käsbohrer den Verlag seit 2014, hatte uns sehr freundlich eingeladen, denn wir hatten, ohne es am Anfang zu ahnen, schon einige Ihrer Autoren in unseren Podcasts interviewt.
  • Hanse stellt einige Neuheiten vor. Hier wollen wir mal schauen.
  • Podcast-Kollege Hinnerk Weiler wurde von der Hanseboot als Moderator auf der Boatfit-Bühne angeworben. Ihn wollen wir ebenfalls besuchen.
  • Bei Seashepherd wollen wir uns nach deren aktuellen Projekten und der Möglichkeit einer Zusammenarbeit erkundigen.
  • Außerdem haben wir einige Baustellen auf Makani, zu denen wir uns hier Lösungsvorschläge und auch Preise einholen wollen:
    • die Segel, die sie seit 1989 trägt, sind nun wirklich in einem schlimmen Zustand. Hier wollen wir Segelmacher finden, die uns bei der Erneuerung helfen und uns auch beraten können.
    • die Schwarzwassertanks strömen einen unangenehmen Geruch aus. Wir suchen nach dem Grund und nach Abhilfe.
    • die Bläschen am Unterwasserschiff sind uns von unserem Gutachter Kim von QM Nautic in Badalona als unbedenklich bescheinigt worden. Dennoch wollen wir im nächsten Winter etwas dagegen tun und möchten jetzt die beste Vorgehensweise wissen.
    • Vielleicht wollen wir Makani ja nach der geglückten Rumpfsanierung auch noch ein neues Outfit mit einer Folierung verschaffen!?
Messe Hamburg

Messe Hamburg

Bekannte Gesichter!?

Wer die Hanseboot kennt, kennt auch den Übergang zu den Hallen am Hamburger Messegelände: in einem ovalen Rohr mit Glaswänden überquert man die Straße vom Messeeingang zu den Hallen. Und steht unmittelbar vor der ersten Vortragsbühne. Direkt daneben: der Messestand vom Millemari-Verlag. Ein kurzer Blick und wir erkennen das anwesende Standpersonal: Susanne Guidera und Thomas Käsbohrer repräsentieren hier über die gesamte Messe ihren Verlag und werden dabei von Sebastian Janotta, dem Liveaboard aus Cuxhaven unterstützt. Direkt stürzen wir zum Stand und begrüßen die drei freudig und ernten – verdutzte Gesichter. Zu groß war unser Eifer, als das wir daran gedacht hätten, daß wir mit allen Dreien bisher nur im schriftlichen, maximal im telefonischen Kontakt waren und sie uns nicht persönlich kennen. Das Stichwort „Glüxpiraten“ bringt Aufklärung und schlagartig löst sich die Stimmung und wir sind sofort im Gespräch.

Im Zug hatte ich gerade noch die letzte Zeilen von Thomas’ letztem Buch „Ein Sommer lang Sizilien“ gelesen und so unterhalten wir uns auch spontan über die Besonderheiten von Sizilien als Segelrevier bis uns einfällt: das ist doch genau das richtige Thema für unsere Podcast-Hörer! Also verschieben wir die Fortsetzung des Gesprächs auf den nächsten Morgen und freuen uns bereits eine Viertelstunde nach unserem Messebeginn über zwei anstehende Interviews, denn Susanne hat sich direkt im Gespräch mit Babsi ebenfalls zu einem Interview mit den beiden Glüxpiraten verabredet!

Viel zu sehen

So positiv motiviert beginnen wir also mit der Erkundung der Messe. Hier und da fallen uns schon Stände auf, die wir uns direkt in den Hinterkopf nehmen, um sie in den nächsten Tagen zu besuchen: Schiffstoiletten, Segeltuchmuster, freigelegte GFK-Bauteile. Interessant. Seeehr interessant!

Angekommen in Halle B6 streifen wir auch die ausgestellten Segelyachten als Annette Kilch von Ocean’s Eleven auf uns zukommt. Genau vor einem Jahr haben wir die sympathische Seglerin kennen gelernt und sie direkt von der Vortragsbühne vor unser Mikrofon gezerrt. So war Annette Gast in unserem ersten Podcasts. Sie ist in Eile, doch wir vereinbaren, dass wir uns später noch treffen wollen.

Die Hanse-Werft stellt ihre neuen Schiffe vor

Die Hanse-Werft stellt ihre neuen Schiffe vor © 2017 Hamburg Messe und Congress GmbH

Kurz darauf stehen wir vor dem Messestand von Hanse. Drei neue Modelle sollten vorgestellt werden, so lasen wir eben im Presse-Handout: die Modelle 348, 388 und die 418. Wir sehen uns alle Yachten an und finden überall große Fensterflächen, helle Hölzer und großzügige Layouts. Sehr modern, sehr schick.

Und wir entdecken noch etwas: seit wir nun Besitzer einer eigenen Yacht sind, ist unser Interesse an anderen Schiffen deutlich geschrumpft. Zu sehr liegt nun unser Fokus auf dem Entdecken und dem Zusammenwachsen mit unserer neuen Makani. Zu oft vergleichen wir alles mit den durchdachten Details unseres zukünftigen Zuhauses und stellen mit einer großen Genugtuung fest: alles richtig gemacht! Eine neue und moderne Yacht ist sicher schön und bietet eine Menge Vorzüge, doch unsere Amel Super Maramu verbreitet den Charme des Weitgereisten, hält in jedem Quadratzentimeter durchdachte und pfiffige Lösungen bereit und vor allem scheint uns sie mit jeder Faser zuzurufen: „Kommt! Entdeckt mich! Lasst uns los ziehen! Ich will mit Euch die Welt erobern! Stört Euch nicht an der einen oder anderen kleinen Macke. Ich lasse Euch nicht im Stich!“ Ein wunderbares Gefühl. Und uns überkommt jetzt große Vorfreude auf die Dinge, die wir in den nächsten Monaten mit ihr tun werden. Alles im Hinblick auf unsere große Reise, die 2020 starten wird. Einige Verbesserungen, Reparaturen und Veränderungen stehen noch an und hier auf der letzten Ausgabe Hanseboot beginnen wir mit den Erkundungen.

So beseelt enteilen wir den glänzenden Winschen und den schicken Panoramafenstern des Messestands und wollen nun sehen, was auf der Vortragsbühne des Delius-Klasing-Verlags und der Zeitschrift Yacht so los ist.

Sönke Roever beim Ostsee-Seminar auf der Hanseboot

Sönke Roever beim Ostsee-Seminar auf der Hanseboot © 2017 Hamburg Messe und Congress GmbH

Sönke Roever erklärt hier gerade in seinem Vortrag, wie das Ankern richtig funktioniert und hat wie immer unzählige praktische Tipps parat. Seine langjährige Erfahrung aus der Weltumsegelung zusammen mit seiner Frau Judith und tausende weitere Meilen auf den Meeren dieser Welt lassen ihn auch bei der ausgefallensten Frage aus dem Publikum nicht stocken. Das durften wir im Januar auf dem Blauwasser-Seminar im Rahmen der BOOT 2017 erfahren. Auch Sönke hat vom Kauf unserer Super Maramu erfahren und fragt uns über das Schiff und unsere weiteren Pläne aus.

Es ist schon verrückt: ziemlich genau vor einem Jahr begannen wir beide, gemeinsam in diesen Segelkosmos einzutauchen, schmiedeten Pläne und gründeten schließlich diesen Blog und damit auch den Glüxpiraten Segeltalk. Damals kannten wir niemanden. Namen wie Hinnerk Weiler, Sönke Roever, Michael Wnuk oder Claus Aktoprak kannten wir aus Social Media. Nie hätten wir gedacht, das wir hier so freundlich aufgenommen würden und viele unserer Interviewgäste uns und unseren Hörern so bereitwillig ihre Zeit schenken würden.

Und heute? Bereits nach einem Jahr ist es uns gelungen, viele namhafte Autoren, Langfahrer und Segellegenden in unseren Interviews zu befragen. Heute werden wir hier auf der Messe mit Handschlag begrüßt und selbst, wenn man sich vorher noch nicht gesehen hat: beim Stichwort „Glüxpiraten“ erhellen sich die Mienen und man kennt uns.

Nach einem Jahr! Wie geil ist das denn?

Wir laufen weiter über die Messe und bleiben an der „meet the experts”-Bühne hängen. Dirk Hilcken vom Yachtversicherer Pantaenius referiert hier mit eindrucksvollen Bildern der Auswirkungen des Hurrican Irma in der Karibik über die häufigsten Schäden an Sportbooten und Yachten.

Bei Seashepherd fragen wir nach, wie man die Organisation vielleicht doch noch etwas mehr unterstützen könnte und wir bekommen einige kreative Vorschläge, wie wir unter Umständen sogar hier bei uns im Rhein-Main-Gebiet etwas tun könnte.

Uli Dohrmann klärt über Probleme bei Rigg und Rollanlagen auf

Uli Dohrmann klärt über Probleme bei Rigg und Rollanlagen auf

Das Bühnenprogramm ist wieder richtig interessant und so lassen wir uns vor der Expertenbühne von Uli Dohrmann erklären, wie man Probleme an Rigg und Rollanlagen durch einfache Wartungs- und Einstellarbeiten vermeiden kann.

Pause auf der Hanseboot

Pause

Mittlerweile ist es spät am Nachmittag und so langsam merken wir, wie früh wir heute Morgen aufgestanden sind und was wir heute schon alles erlebt haben. Etwas ermattet fallen wir im Loungebereich der Halle B5 in die bereitliegenden Sitzsäcke und machen einen Moment Pause. Eine Viertelstunde später schlägt Babsi die Augen wieder auf. Weiter geht’s!

Wir landen in der Boatfit-Arena. Hier geht’s um alle Reparaturen und Sanierungsarbeiten. Experten geben hier praktische Tipps, die der geneigte Bootsbesitzer dann selbst umsetzen kann. Oder entscheiden kann, hier doch lieber den Fachbetrieb ranzulassen, um unnötigen Ärger und schlussendlich auch Kosten zu vermeiden.

Moderator an der hiesigen Bühne ist unser Podcastkollege Hinnerk Weiler, den wir zuletzt auf der BOOT in Düsseldorf getroffen haben. Zusammen mit ihm lauschen wir dem Vortrag von Florian Brix von Wrede Yacht Refits.

Ist Folieren eine gute Alternative?

Bootslackierung von Wrede Yacht Refits

Bootslackierung von Wrede Yacht Refits

Im anschließenden Gespräch mit dem Referenten beginne ich so langsam, die Pläne einer Folierung von Makanis Rumpf zu begraben. Als Werbetechniker habe ich auch selbst schon einige Autos komplett mit Folie überzogen und kenne die eingesetzten Materialien sehr gut. Die geschmeidigen Folien lassen sich heute sehr leicht verkleben und haben auch eine sehr gute Haltbarkeit und Beständigkeit gegen UV-Strahlung. Aber sie sind eben für Fahrzeuge auf der Straße mit einer Karosserie aus lackiertem Stahl gedacht.

Florian Brix erklärt mir, dass eine Folierung des Bootsrumpfs neben der einfachen Verarbeitung der Folien auch einige Nachteile mit sich bringt:

  • An den Stellen, an denen ein Fender gegen den folierten Bootsrumpf drückt, kann es passieren, dass die Folie sich auf dem Untergrund verschiebt und sich dann hässliche Falten bilden.
  • Auch beim Kranen kann das vorkommen: dort war die Gurte des Krans am Rumpf anliegen entstehen große Kräfte, die die Folie nach oben verschieben können.
  • Die Haltbarkeit der Folie liegt bei etwa fünf Jahren. Danach beginnt die Folienoberfläche langsam, unansehnlich zu werden.
  • Wenn man dann die Folie entfernen möchte, ist es wahrscheinlich, dass große Anteile des Klebers am Bootsrumpf verbleiben und so die Arbeit für das Entfernen der Folie umfangreicher werden, als die eigentliche Montage.

Der Plan, Makani zu folieren, ist somit erst mal auf Eis gelegt. Florian meint abschließend: „Die Wirtschaftlichkeit einer Bootsfolierung nimmt mit steigender Bootsgröße ab, denn je größer das Boot, desto größer auch die Wahrscheinlichkeit, dass einer der genannten Nachteile auftritt.”

Ich habe sicher keine Lust, einen 16 Meter langen Bootsrumpf komplett von Kleberesten zu befreien. Bei dieser Vorstellung nehme ich ganz schnell Abstand von meinen Folierungsplänen. Auch, wenn ich die Montage selbst leicht machen könnte, leuchten mir die langfristigen Nachteile ein.

Als Abschluss des ersten Messetags lassen wir uns von Claus Aktoprak noch über die Einhand-Manöver in den schwedischen Schären und die Besonderheiten dieses Törngebietes einweisen. Claus war ebenfalls schon Gast in unserem Podcast und heute treffen wir uns zum ersten Mal persönlich am Stand des Millemari-Verlags. Leider haben wir schon wieder seinen Liveauftritt hier auf der Hanseboot verpasst und so verabreden wir uns bereits heute für die BOOT in Düsseldorf, wo er sicher vor Ort sein wird und vielleicht sogar mit seinem kultigen Kontrabass ein paar Stücke seines Albums „Zeitmillionär” zum Besten gibt.

Bei einem Bier und einem Schmalzbrot, das der Boatfit-Treff heute zum Feierabend anbietet, lassen wir den ersten Messetag noch einmal Revue passieren und planen bereits den nächsten Tag.

Danach geht’s dann mit dem Bus und unseren Koffern nach Hamburg Bahrenfeld. Hier hat Babsi per Airbnb ein Zimmer für uns gemietet.

Mit einem Bier beschließen wir den Abend

Mit einem Bier beschließen wir den Abend

Unser Gastgeber Michael erwartet uns und begleitet von seinem kleinen Sohn, zeigt er uns seine Wohnung, in der wir dieses Wochenende ein Zimmer bewohnen dürfen. Wir freuen uns über die saubere, große und schön eingerichtete Wohnung. Der Bus zur Messe hält praktisch direkt vor der Tür und in Michaels Küche dürfen wir uns nach Herzenslust bedienen.

Nach dem Rundgang ist Michael auch direkt wieder verschwunden und wir packen die Koffer aus und mit einem leckeren Essen und einem Absacker-Bier beschließen wir diesen Messetag.

Möchtest Du wissen, wie es am Samstag weiter geht? Hier geht’s weiter!

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